TV-News: Time Team Trouble
Letztes Jahr hatte ich schon ausführlich über Time Team berichtet, die Archäologie-Dokumentarserie des britischen Fernsehsenders Channel 4. Die Erstausstrahlung der 19. Staffel ist mittlerweile schon wieder vorbei, aber diesmal war etwas anders als bei den früheren Folgen: der Sender hatte versucht, das Konzept zu modernisieren und Moderator Tony Robinson mit Mary-Ann Ochota eine Partnerin an die Seite zu stellen. Das war zwar nicht spektakulär fehlgeschlagen, hatte aber eine etwas seltsame Atmosphäre bei den neuen Episoden zur Folge und eine drastische Auswirkung: aus Ärger über die vom Sender aufgedrückten Änderungen hatte Time Team-Gründer Mick Aston das Team nach der 19. Staffel verlassen. Die gute Nachricht ist, daß die 20. Staffel derzeit ohne die Co-Moderatorin gedreht wird und sich Produzent Tim Taylor zum Ziel gesetzt hat, wieder zu den Ursprüngen zurückzukehren. Die schlechte Nachricht ist, daß Mick Aston leider wirklich nicht mehr dabei ist..
Ob es niedrige Einschaltquoten oder der allgemeine Trend zur Überarbeitung von erfolgreichen Konzepten war, der Channel 4 zur “Modernisierung” von Time Team getrieben hatte, ist unbekannt, aber die Änderungen hatten der 19. Staffel nicht wirklich gut getan. Zwar war ein großer Teil der Episoden immer noch interessant, aber die lautere Musik, der schnellere Schnitt und die völlig unnötige Einbeziehung der Co-Moderatorin haben den sonst ganz locker fließenden Aufbau der Episoden fahrig und unruhig gemacht. Die richtige Archäologie rückte dabei manchmal zu sehr in den Hintergrund und es war deutlich zu spüren, daß oft alteingesessene Experten fehlten. Mary-Ann Ochota, ihres Zeichens Ex-Model mit Archäologie-Diplom, machte ihre Sache als Co-Moderatorin zwar einigermaßen gut, aber trotzdem wirkten ihre Auftritte sehr künstlich und hatten kaum den ehrlichen Enthusiasmus und die Begeisterung, die Tony Robinson zum Glück immer noch verbreiten konnte.
Das hat nicht funktioniert: Mary-Ann Ochota und Tony Robinson
Das Problem war aber nicht nur Mary-Ann Ochata alleine, sondern der Eingriff von Channel 4 in ein bewährtes Konzept und vor allem in die Archäologie selbst. Der Sender hatte offenbar das Budget zusammengekürzt und dadurch verhindert, daß langjährige Mitarbeiter wie Helen Geake oder Stewart Ainsworth bei jeder Ausgrabung dabei sind – davon betroffen war auch das Geophysics-Team um John Gaiter, dessen Abwesenheit in mindestens einer Situation zu Problemen geführt hatte. Tatsächlich war auch bei vielen Episoden schon bemerkbar, daß mehr auf Sensation als auf Information gesetzt wurde und die wirklich interessanten Hintergründe zu den Ausgrabungen nicht mehr im Vordergrund standen. Mick Aston, der als Mitbegründer der Serie seit fast zwanzig Jahren die treibende Kraft von Time Team war, hatte offenbar noch gute Mine zum Bösen Spiel gemacht, aber dann letztendlich den Schluß gezogen, daß Channel 4 über seinen Kopf hinweg sein Lebenswerk zu einer modernen Reality-Show umfunktionieren wollte.
Mick Aston & Tony Robinson: Alte Freunde
Öffentlich war der Streit um die Zukunft von Time Team erst Anfang des Jahres geworden, als Mick Aston seinen Ausstieg angekündigt hatte. Fast sofort hatte Channel 4 Konsequenzen daraus gezogen und verbreitet, daß der Vertrag von Mary-Ann Ochata nicht verlängert wurde – aber da war es schon zu spät. Auch seine alten Freunde Tony Robinson und Tim Taylor konnten Mick Aston noch nicht überzeugen, wieder zurückzukommen. Es war aber nicht das Ende von Time Team, denn mit Francis Pryor hatte ein anderes Urgestein der Serie vorläufig die archäologische Leitung der Serie an Stelle von Mick Aston übernommen und auch Chef-Ausgraber Phil Harding ist immer noch dabei. Trotzdem wird Mick Aston fehlen, nicht nur wegen seiner buntgeringelten Pullover, sondern vor allem wegen seiner Spürnase bei besonders kniffeligen Fällen. Aber Tim Taylor hat versprochen, daß er alles daran setzt, Mick Aston vielleicht doch noch zurückzuholen.
Come Back, Mick!
Anfang April hat die Produktion der zwanzigsten Staffel, die im nächsten Jahr gesendet wird, begonnen und diesmal hat Time Team eine richtige digitale Medien-Offensive begonnen: auf der offiziellen Webseite, noch aktueller auf der Facebook-Seite und dem Youtube-Account wird diesmal fast in Echtzeit von den Ausgrabungen berichtet und auch Francis Pryor schreibt auf seinem eigenen Blog über die Ausgrabungen, bei denen er persönlich dabei ist. Die ersten Berichte und Videos sind ganz vielversprechend – es sieht schon wieder viel mehr nach dem “alten” Time Team aus, wie ein Zusammenschnitt von den Youtube-Videos der ersten Ausgrabung des Jahres zeigt.